Neurophysio­therapie

Diese Therapieform kommt bei Störungen oder Schädigungen des Zentralen Nervensystems (Gehirn und Rückenmark) sowie des Peripheren Nervensystems (alle anderen Nervenbahnen) zur Anwendung.
Die Behandlung beruht auf neurophysiologischen Grundlagen und nutzt die Neuroplastizität des Gehirns und das motorische Lernen als Basis.

Ziel der Neurophysiotherapie ist es, die optimale Funktion des Bewegungsapparates wiederherzustellen, indem ungenutztes Bewegungspotenzial aktiviert wird.

Die so genannte „Neuroplastizität“ des Gehirns sorgt dafür, dass sich unser Gehirn immer wieder verändern und neu anpassen kann. Es können also gesunde Hirnregionen lernen, die Funktion der erkrankten Region zu übernehmen.

Motorisches Lernen bedeutet ganz vereinfacht den Erwerb einer motorischen Fähigkeit. Das wichtigste Verfahren dabei ist die häufige Wiederholung ausgewählter Bewegungsabläufe. Anfänglich sind die Bewegungen langsam, unkoordiniert und brauchen viel Aufmerksamkeit, Konzentration und auch visuelle und somatosensorische Kontrolle. Während des Übens werden die Abläufe gleichmäßiger und schneller. Nach erfolgreichem Lernen sollten die Bewegungen dann ohne Inanspruchnahme der Aufmerksamkeit, das heißt automatisiert ausgeführt werde können.

Patienten, deren natürliche Bewegungsabläufe aufgrund einer neurologischen Erkrankung beeinträchtigt sind, können von dieser Therapie profitieren, indem eben diese „gestörten“ Bewegungsmuster verbessert oder normalisiert werden.

Um eine optimale Behandlungsqualität zu gewährleisten, wird eine genaue physiotherapeutische Befundung durchgeführt und je nach Zielsetzung in Absprache mit Ihnen die individuell entsprechenden Behandlungsmaßnahmen ausgewählt. Die Erstellung eines passsenden Trainingsprogrammes, das auf Ihre Alltagsaktivitäten abgestimmt ist, ist ebenso Teil der Therapie.

Schwerpunkte

  • Wiederherstellung oder Verbesserung möglichst physiologischer Bewegungsabläufe
  • Kräftigung schwacher Muskeln und Muskelketten
  • Verbesserung der Mobilität (z.B. Lagewechsel, Transfer, Gehen)
  • Gangschulung
  • Förderung der motorischen Fähigkeiten der oberen Extremität (z.B. Einsatz der betroffenen Extremität im Alltag, Grobmotorik, Feinmotorik)
  • Tonusregulation
  • Gleichgewichtstraining
  • Koordinationstraining
  • Sensibilitätstraining
  • Schulung von Ersatzfunktionen, z.B. Einhändertechniken
  • Wahrnehmungsschulung
  • Anpassung und Einsatz von Hilfsmitteln, z.B. Rollstuhl, Rollmobil, Rutschbrett

    Ziele

    • Bestmögliche Wiederherstellung der motorischen Fähigkeiten
    • Verzögerung des fortschreitenden Verlaufs
    • Verhinderung von Sekundärschäden
    • Erhalt des Zustandes
    • Arbeit an größtmöglicher Selbständigkeit im Alltag

    Indikationen

    • Schlaganfall
    • Hirnblutung
    • Hirntumore
    • Operationen an Gehirn oder Wirbelsäule
    • Multiple Sklerose
    • Morbus Parkinson
    • Neuromuskuläre Erkrankungen (z.B. Muskeldystrophie, Muskelatrophie, Muskeldystonie, ALS)
    • Angeborene oder erworbene Behinderungen (z.B. ICP – Infantile Cerebralparese, Tetraspastik)
    • Ataxie
    • Periphere Paresen (z.B. Fazialisparese)
    • Bewegungsstörungen bei Demenz
    • Kopfschmerzen, Migräne
    • Schwindel
    • Nervenverletzungen
    • Polyneuropathie
    • Guillain Barre Syndrom
    • Bandscheibenvorfall mit neurologischen Ausfällen